exklusiv: Interview mit Nosliw über seine Musik, sein kommendes Album, sein Smartphone, Deutschrap und über das Internet (Text)

Nosliw by Niculai Constantinescu Foto: Nosliw by Niculai Constantinescu

Im Rahmen des HTC Urban Adventure Ambassador Programms haben wir den deutschen Reggae Künstler Nosliw um ein Interview gebeten. Wir wollten herausfinden wie er seine Musik beschreiben würde, was ihn inspiriert, ob er sich als politischen Künstler bezeichnen würde, wie er das Internet findet, was er von deutschem HipHop hält, mit wem er gerne mal zusammenarbeiten würde, was uns auf seinem kommenden Album erwartet, was das HTC Urban Adventure Ambassador Programm ist und warum er so ein großer Fan von seinem Smartphone ist. Antworten auf all diese Fragen gibt es jetzt hier im exklusiven Urban Artillery Interview mit Nosliw!

Viel Spaß!

1. Für alle die dich noch nicht kennen: wer bist Du und was machst Du?

Ich bin Nosliw, deutschsprachiger Reggae-Sänger, -Komponist und -Texter. In Bonn geboren und seit sieben Jahren in Berlin Zuhause. Ich veröffentliche seit elf Jahren meine Platten bei dem besten Label der Welt: Rootdown Records – und ziehe permanent durch die Lande, mit Band oder Soundsystem. Macht Spaß!

2. Wie würdest Du die Art Musik beschreiben, die Du machst?

Unfassbar geil! Ich würde mir das Köppke-Siegel verleihen, weiter so! 😉 Also damit Ihr ein Bild bekommt: Es ist größtenteils Reggae, vermischt mit vielen Elementen aus Urban, Livemusik, Rock und Elektro. Ist auf jeden Fall auch etwas für Menschen dabei, die jetzt nicht so in der Szene-Materie Zuhause sind. Aber kein Reggae für Leute, die keinen Reggae mögen! Real thing! Es gibt Hip Hop-Einflüsse, Rockelemente, Soul/R&B, Digitale Sounds, fesselnde Offbeats, karibische Hitze, feurige Rhythmen, pulsierende Leiber! Inhaltliche Themen sind unter anderem Liebe, Herzschmerz, Politik, Humor, Schicksal, Erfundenes, oder tumbes Party-Energie-Feuer-Alle: ‚Jau!‘-Jequatsche.

3. Was macht Dir mehr Spaß: die Arbeit im Studio oder das Performen auf der Bühne?

Beides gleich viel. Allerdings nur, wenn ich auch beides ausleben kann. Aber müsste ich mich entscheiden… nee…. geht nicht.

4. Welche Dinge inspirieren dich Musik zu machen?

Alles eigentlich. Ich weiß nur, was mich nicht dazu inspiriert: Das Leben nicht zu schätzen. Obwohl, das hat auch schon geklappt.

5. Würdest Du dich als politischen Künstler bezeichnen?

Das klingt direkt so fokussiert. Künstler sein bedeutet, Gedanken auszudrücken. Manche haben da gewisse Handicaps, aber ich finde, als Person des öffentlichen Lebens ist man hin und wieder in der Pflicht, etwas Sinnvolles von sich zu geben. Vielleicht bin ich da nur ein bisschen pflichtbewusster. Wir befinden uns einfach gerade alle in einer sehr, sehr ernsten weltpolitischen Lage und Reggae-Musik ist seit je her eine hervorragende Plattform für politische Statements. Jeder von uns hat das verfassungsgemäße Recht, an jedem Wochenende, das hartverdiente Einkommen zu verbrennen und die grundversicherte Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Aber mit netten Leuten in Kontakt geraten kann man auch hervorragend an einem Samstagmorgen an der frischen Luft, um zum Beispiel eine Marschroute von Nazis zu besetzen oder für bessere Fahrradwege zu demonstrieren. Da gibt’s sogar auch Bier! Ich habe meine Ex-Frau auch auf einer Antinazi-Demo kennengelernt (ohne Bier). Geht auf die Straße, es lohnt sich! Ich will den vielen Leuten einfach nur Ideen liefern wie Pfand spenden auf dem Konzert, oder ähnliches. Meinen Song „Nazis raus!“ könnt ihr übrigens auf iTunes, Amazon MP3, Finetunes und anderen Portalen downloaden und der Erlös geht an Laut gegen Nazis e.V.! Aber die deutsche Reggae-Szene ist voller „politischer“ SängerInnen. Die Zeiten von uncoolen Schrammel-Gitarren-Hippies sind definitiv vorbei. Jetzt kommt wieder die Zeit von Edutainement und Aktionismus!

Nosliw by Tobias Schult
Foto: Tobias Schult

6. In einem Interview bei Bunch.TV hast Du auf die Frage „Was würdest Du auf der Welt ändern, wenn Du könntest?“ geantwortet, dass Du das Internet plattmachen würdest. Was ist deiner Meinung nach schlecht am Internet?

Nix, aber die schlechten Menschen, die das Internet pervertieren, aus wirtschaftlichen Interessen und Sucht nach Macht und Kontrolle, machen mir Angst. Wir werden leider alle eingelullt mit kostenlosen Warenangeboten und vergessen, dass wir die Ware sind. Diese Datensammelwut von Industrie und Politik, ist meiner Meinung nach nur noch zu stoppen, wenn wir einfach mal den Stecker ziehen und wieder vor die Türe gehen, zu Tante Emma, die erzählt nix weiter. Ich lass‘ mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen, weil ich liebe das Internet, mit seinen unendlichen Möglichkeiten. Für mich als Künstler ist das vor zehn Jahren unvorstellbar gewesen, so ein großes Publikum zu erreichen, mit Videos, die ich im Tourbus mit meinem Smartphone aufgenommen habe und unterwegs hochlade. Auch meine Albumproduktionen hätten ohne Internet das 10fache gekostet. Ich liebe mein Smartphone, ich brauche es.

7. Deine musikalischen Anfänge liegen im deutschsprachigen Hiphop. Außerdem hattest Du immer wieder mit verschiedenen Rappern wie Max Herre, Aphroe oder Germany zusammen gearbeitet. Warum hast Du dich dennoch zumindest stilistisch vom HipHop abgewandt?

Weil ich ein Mucker bin. Ich mag so viele Musikrichtungen, dass ich mich ständig hin und her bewege. Ich bin jetzt auch langsam alt genug, um nach einem Status zu streben, bei dem der Künstler zählt und nicht ein Genre. Also so wie bei Madonna oder Cher. Hip Hop wird immer ein Teil meiner Musik sein, sowie Soul, Rock, R&B, D&B, Songwriting, Funktional 3bit Machine Noise, und vieles mehr. Ich bin halt auch Fan.

8. Wie betrachtest Du die aktuelle Entwicklung des deutschen Hiphop? Bekommst Du da überhaupt was von mit oder interessiert dich das nicht?

Die wirklich guten Sachen bekomme ich leider nicht mehr mit, da ich nicht mehr so oft in Hip Hop-Clubs unterwegs bin. Die Mainstream-Medien verbreiten größtenteils nur die Art deutsche Rap-Musik, bei der ich gerne das Radio aus dem Mietwagen rausreißen möchte um es dann auf offener Straße mit Benzin zu Übergießen und zu erschießen. Aber ich bekomme die neue Rap-Generation aus dem Augenwinkel wieder als sehr fruchtbar mit. Ich freu mich auf Festivals dann immer wieder über so ein paar Jungspunde auf der Bühne, von denen ich noch nix gehört oder gesehen habe, die den Spirit von 1998 aufs übernächste Level bringen.

9. Gibt es HipHop Künstler mit denen Du Dir vorstellen könntest, zusammenzuarbeiten? Und wenn ja mit wem und was muss passieren, damit es zu einer Zusammenarbeit kommt?

Klar! Bushido, Kay One, Kitty Kat, Jimi Blue Ochsenknecht, Erkan & Stefan. Im Ernst, es gibt so viele unglaublich talentierte und professionelle KünstlerInnen in Deutschland, mit denen ich gerne zusammenarbeiten möchte oder es bereits tue. Aber ich rede nie über ungelegte Eier. Da ich mit meinen Feature-Gästen eigentlich immer auch in privatere Atmosphären trete, will ich die Sessions auch erst mal privat halten, bis alle Beteiligten zu 250% mit dem Ergebnis zufrieden sind. Alles entspannt, Leute. Läuft! Also so viel kann ich bereits sagen: Es werden natürlich wie gewohnt prominente, nationale und internationale KünstlerInnen auf dem Album vertreten sein. Aber ich will auch dem aufstrebenden deutschen Hip Hop- / Dancehall- / Rock- / D&B- / Ethnojazz- / Zieharmonika- / etc.-Nachwuchs die Chance bieten, auf dem Album eines ihrer größten Idole (Nosliw) vertreten zu sein. Was mich dann auch wieder aufwertet. Win / win!

10. Du arbeitest gerade an deinem 4. Album, kannst Du uns schon ein bisschen dazu verraten? Was wird uns darauf erwarten und wann wird es erscheinen?

Ich kann so viel schon mal sagen: Es wird großartig!!! Ich habe die erste Hälfte vor einigen Monaten schon zusammengeschraubt. Jetzt, nach den Festivals, komme ich endlich wieder dazu, mal wieder an einem Stück im Studio zu sein und richtig abzuhupen. Viele neue oder verfestigte Eindrücke kommen in das Album, musikalisch wie inhaltlich. Aber die Vergangenheit darf natürlich auf dem 4. Album nicht zu kurz kommen. The best of 3 albums in one, plus many more exciting and amazing incredible stereophonic stuff! Ich habe mich beim 3. Album konsequent für Dancehall entschieden. Das war für meine Liveshows ein toller Zugewinn. Ich spiele Live, aber von allen drei Alben jeweils ein Drittel. Das will ich jetzt auch so auf die nächste Pladde bringen: Von allem etwas, was mich flasht. Ich höre natürlich sehr viel Musik und für die ein oder andere Idee reicht mein bescheidenes Talent nicht aus, aber ich streng mich an! Es werden auf jeden Fall Stilbrüche auf dem Album entstehen, die aber im Kontext wieder total Sinn machen, nachdem Du das Album etwa drei Monate auf Repeat gehört hast. Das korrekte, endgültige Erscheinungsdatum werde ich dann am Tag nach Veröffentlichung des Tonträgers bekannt geben.

11. Du hast schon immer viel mit deinen Fans interagiert. Besonders erwähnenswert sind dabei deine Video Projekte bei denen deine Fans zu Kameramännern und Kamerafrauen werden und für ein bestimmtes Lied von Dir Videos anfertigen. Anschließend schneidet ihr dann aus den besten Videos ein Video. So ist zum Beispiel das Video zu „YeahYeahYeahYeahYeah“ entstanden. Was war das skurilste/schrägste/witzigste Video das euch in dem Zusammenhang zugeschickt wurde?

Skurriles gab es irgendwie gar nicht. Ich fand die alle spitze! Die Interaktionsvideo-Geschichte hat übrigens angefangen beim Ruhr Reggae Summer 2010. Da hab ich die Festivalbesucher spontan dazu bewegt, ihre Telefone raus zu holen und zu filmen, wie ich durch die Menge stolziere. Das haben dann auch noch alle gemacht und mir geschickt. Ich hab das komplette Footage dann während meinen Bahnfahrten auf meinem Laptop geschnitten und mich gefreut wie ein kleiner Junge.

12. Ein weiterer außergewöhnlicher Weg über den Du mit deinen Fans interagierst ist deine eigene Nosliw Adroid App. Was kann die App?

Ja, die offizielle Nosliw-App, im Google Play Store erhältlich, for free! Aber nicht fürs iPhone, weil der Apple Market dreimal so viel Anmeldegebühr haben will, buuhh!

[Link zur App im Google Play Store]

13. Auch sonst scheinst Du ein großer Fan deines Handys zu sein. Aktuell bist Du nämlich zusammen mit dem Photografen Kay Ruhe ein sogenannter HTC Ambassador. Wie ist es dazu gekommen und was kann man sich darunter vorstellen?

Was eine große Ehre für mich ist! Ich habe die außerordentliche Aufgabe, das brandneue HTC One X auf Herz und Nieren zu testen und zwar bei der Arbeit. Und das ist der Knaller, da das Teil perfekt in meinen Workflow passt. Ich steh‘ auf Gadgets, die in meinen urbanen Alltag passen. Wow, den Spruch lass‘ ich schützen!

14. Was steckt hinter dem Urban Ambassador Programm?

HTC will das One X, unter anderem von Künstlern testen lassen und checken, ob die vielen tollen Ideen in deren Workflow passen. Also ich hab nix zu meckern und das poste ich dann fleißig. Social-Networking 2012 und ich bin dabei, yeah!

15. Es gibt Richtlinien die Du bei der Erstellung deiner Fotos berücksichtigen musst. Wie gehst Du vor bei der Auswahl deiner Motive?

Klar gibt es Richtlinien, aber in Richtung Recht und Moral, also keine Böse-Böse-Bilder. Hier in Berlin finde ich immer Motive.

16. Wie lange läuft die Aktion noch und wo kann man sich deine Fotos angucken?

Meine Fotos poste ich über www.twitter.com/prammpramm
Die Aktion läuft noch bis Mitte September.

Foto: Steffen Mengel
Foto: Steffen Mengel

17. Abschließend, wo kann man dich in nächster Zeit live sehen?

Ach, ich bin doch noch viel unterwegs dieses Jahr, aber macht ja Spaß!

Meine stets upgedateten Dates findet man auf:
www.facebook.com/realnosliw und auf
www.rootdown-music.com/live-dates/nosliw

18. Vielen Dank für das Interview!

Danke zurück!

www.htc.com

www.htc.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert